Zahlreiche Praxen sind am Mittwochvormittag in Hamburg geschlossen geblieben – aus Protest gegen die Sparpolitik des Bundesgesundheitsministers. Wie die KV Hamburg als Initiatorin des Aktionstages mitteilte, nahmen rund 1.300 Ärztinnen und Ärzte samt Praxisteams an einer Fortbildungsveranstaltung mit dem Referenten für Notfallmedizin Dr. Sven-Peter Augustin in den Räumlichkeiten der KV Hamburg teil. Titel der Veranstaltung: „Der Notfall in der Praxis – die Praxis als Notfall?“ Die Fortbildungsveranstaltung fand während der regulären Praxisöffnungszeiten statt. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigten Transparente, mit denen sie auf die verheerenden Folgen der jüngsten gesundheitspolitischen Sparpläne aufmerksam machten.
Dr. Dirk Heinrich, Vorsitzender der Vertreterversammlung der KV Hamburg, sagte: „Die Größe des Protestes zeigt, dass der Unmut in den Praxen riesig ist. Super-Inflation, Super-Energiepreise, Super-Budget – für alles müssen die Ärztinnen und Ärzte geradestehen. Jetzt will Lauterbach auch noch die Neupatientenregelung kippen – und der Versorgung damit zusätzliche Mittel entziehen. Zuerst fordert der Bundesgesundheitsminister, dass die Praxen fünf zusätzliche Sprechstunden anbieten – wir liefern, und jetzt sollen die dafür so dringend benötigten Mittel einfach gestrichen werden. Wenn er so weitermacht, wird es die ambulante Versorgung, so wie wir sie in Deutschland kennen, bald nicht mehr geben. Die Leidtragenden sind letztendlich die Patientinnen und Patienten. Aber Lauterbachs Politik ist auch ein verheerendes Signal an den ärztlichen Nachwuchs.“
Mit von der Partie war auch BNC-Vorstandsmitglied Dr. Michaela Rothe, die auch dem Vorstand der ANC Hamburg angehört. Ebenso wie Dr. Heinrich war sie sehr zufrieden mit der Resonanz auf den Aktionstag: „Ich kann mich nicht erinnern, wann zuletzt so viele Kolleginnen und Kollegen zusammen protestiert haben“, berichtete sie, „ich habe sogar Ärztinnen und Ärzte dort gesehen, die sich bislang nie an Protestveranstaltungen beteiligt haben. Der Ärger über die aktuelle Politik zieht also wirklich weite Kreise.“ Der Aktionstag stieß auf entsprechend großes Medieninteresse: „Neben der lokalen und regionalen Presse waren auch etliche Kamerateams im großen Saal der KV, der zwischenzeitlich so voll war, dass die Ordner keine weiteren Personen hineingelassen haben“, erzählte Dr. Rothe weiter. Sie freute sich, dass etliche Medien – z. B. NDR, Hamburger Abendblatt und Radio Hamburg – die Kritik der Ärzteschaft am Gesetzesvorhaben von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und die Warnung der Ärzteschaft vor den drohenden Leistungskürzungen z. B. in Form einer Vier-Tage-Woche in Arztpraxen aufgriffen.
Haben auch Sie in Ihrer Region an den jüngsten Protesten teilgenommen? Dann berichten Sie bitte der Redaktion über Ihre Eindrücke und Ihre persönliche Einschätzung. In der kommenden Ausgabe des Chirurgen Magazin + BAO Depesche wollen wir aus möglichst vielen Regionen über die Proteste berichten. Auch Fotos sind willkommen! Vielen Dank!
Kontakt: Antje Thiel, antje.thiel@vmk-online.de