Vor einer Verschlechterung der Patientenversorgung haben Vertreter der Fachgesellschaften für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU, DGU und DGOOC) sowie des Berufsverbands für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) gewarnt. Bei einer Pressekonferenz im Vorfeld des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU), der diese Woche in Berlin stattfindet, kritisierten sie die immer schwierigeren Rahmenbedingungen, welche die Leistungsfähigkeit von Orthopädie und Unfallchirurgie gefährdeten.
So warnte DGOU-Generalsekretär Prof. Bernd Kladny, Patientinnen und Patienten stünden nicht mehr so stark im Mittelpunkt wie es aus ärztlicher Sicht erforderlich wäre. „Es gab eine Zeit, in der die Patientenbetreuung sehr individuell geregelt wurde. Mittlerweile haben wir eine Prozesslandschaft im Gesundheitswesen, deren Abläufe je nach Kostenträger sehr unterschiedlich sind“, erklärte er. Wer den Fokus auf die Prozessoptimierung setze, verliere leicht aus dem Blick, dass die Prozesse für die Versorgung von Menschen geschaffen wurden: „Wir stellen keine Werkstücke her, sondern behandeln individuelle Menschen. Das Ziel ist nicht erfüllt, wenn ein Prozess abgeschlossen ist, sondern wenn ein Mensch behandelt wurde“, betonte Prof. Kladny.
Die häufig als Allheilmittel gepriesene Digitalisierung bezeichnete er als „zurzeit eher hinderlich als hilfreich“. Um beispielsweise digitale Röntgenbilder weiterzuleiten, müssten Datenschutzerklärungen an andere Kliniken gefaxt werden, woraufhin die Daten dann nicht via Internet, sondern per Post als gebrannte CD in vielen verschiedenen Datenformaten verschickt würden. „Wir verschwenden unsinnig viel Zeit damit, Unterlagen zusammenzusuchen und weiterzugeben. Wir brauchen endlich eine elektronische Patientenakte. Erst dann wird Digitalisierung eine Erleichterung“, mahnte Prof. Kladny. Weniger hart ging der Experte mit dem Stichwort der Ökonomisierung ins Gericht: Es sei falsch, diese pauschal zu kritisieren, denn jeder muss mit seinen Einnahmen haushalten. „Problematisch ist die Kommerzialisierung des Gesundheitswesens, in dem der Patient zum Kunden wird. Patientinnen und Patienten können nie Kunden sein, sie brauchen Fürsorge von uns Ärzten – und die kann sich nie daran bemessen, welche Erlöse bestimmte Leistungen einbringen“, warnte der DGOU-Generalsekretär.