Wer ambulant tätige Chirurginnen und Chirurgen nach ihren Letalitätsraten fragt, blickt in der Regel in ratlose Gesichter. Denn beim Ambulanten Operieren gibt es so gut wie keine Todesfälle. Allerdings wird dies nirgends systematisch erfasst – ebensowenig wie Daten zum Komplikationsmanagement an den Schnittstellen zwischen OP-Praxis, Rettungsdienst und Notaufnahme, wenn der unmittelbare postoperative Verlauf nach einer ambulanten Operation einmal eine stationäre Aufnahme erforderlich macht.
Der BNC möchte dies ändern und seinen Mitgliedern ein einfaches, aber aussagekräftiges Komplikationsregister inklusive standardisiertem Übergabeprotokoll zur Verfügung stellen. Es soll von der Operateurin bzw. dem Operateur ausgefüllt werden, um dem Rettungsdienst einen schnellen Überblick über den Einweisungsgrund in die versorgende Klinik zu liefern. In der Notaufnahme wird das Protokoll durch ein Einsatzprotokoll des Rettungsdienstes ergänzt. Es enthält mithin nur alle wichtigen und zusätzlichen Informationen zu den entsprechenden postoperativen Patientinnen und Patienten eingetragen:
Um dieses Protokoll zu entwickeln, arbeitet der BNC mit Prof. Florian Meier (Projektleiter) von der SRH Willhelm Löhe Hochschule und mit Prof. Harald Dormann, Chefarzt der Zentralen Notaufnahme an der der Universität Fürth, zusammen. Hier wird Mona Kirchner das Projekt im Rahmen einer Doktorarbeit erarbeiten und anschließend evaluieren. Das Protokoll trägt den Namen SENT, was für Sichere Einweisung von Notfallpatienten steht. In Kürze soll ein Testlauf mit einzelnen BNC-Mitgliedern (zwei aus jeder ANC starten). Hierfür erhalten die Teilnehmenden eine Reihe fiktiver Fällen, die sie mit dem Testbogen protokollieren und für die (natürlich ebenso fiktive) Übergabe vorbereiten sollen. Nach der Evaluation und Überarbeitung des Protokolls soll das Tool allen BNC-Mitgliedern zur Verfügung stehen.
Ziel ist es, dass alle auf diese Weise erfassten Fälle auch dem BNC gemeldet werden. Der Verband erhält auf diese Weise ein einfach gestricktes, aber äußerst aussagekräftiges Komplikationsregister, das ihm beispielsweise Verhandlungen mit Selbstverwaltung, Politik und Kostenträgern erleichtert. Doch auch für die einzelnen teilnehmenden BNC-Mitglieder ergeben sich klare Vorteile: Sie können sich die Nutzung des strukturierten Übergabeprotokolls mit einem BNC-Sicherheitssiegel bestätigen lassen. Mit dem Siegel wiederum besteht Aussicht auf Einstufung in eine günstigere Haftpflichtklasse bei ihrem jeweiligen Versicherer. Wer an dem geplanten Testlauf mitwirken möchte, möge sich bei dem stellvertretenden BNC-Vorsitzenden Dr. Frank Sinning melden und erhält dann weitere konkrete Informationen zur Teilnahme. Über den Ausgang werden wir natürlich ebenfalls berichten.
Kontakt:
Dr. Frank Sinning, Stellvertrender BNC-Vorsitzender und niedergelassener Chirurg
Weiltinger Str. 7 b, 90449 Nürnberg
DrFrankSinning@t-online.de